1293. Um November 11. Breslau.

circa fest. b. Mart.

Lutko, Sohn des enthaupteten Pacoslaus, bemächtigt sich auf Anstiften des Glogauer Herzogs Heinrich mit einer Schaar Bewaffneter über die grade damals sehr seichte Oder eindringend durch einen verräterischen Ueberfall der Person des Herzogs Heinrich V., als dieser grade unweit der Breslauer Burg im Bade verweilt und schleppt ihn nach Sandewalde, wo ihn der Herzog von Glogau in Empfang nimmt und nach Glogau führt, um ihn dort durch die Qualen einer Haft in einem engen Käfig zu grossen Abtretungen zu zwingen.

Ann. Wratisl. maj. bei Pertz Mon. Germ. XIX. 532 und Ann. Grissow. maj. ebendas. 541. Chron. princ. Pol. bei Stenzel Ss. rer. Siles. I. 118. Was das Jahr anbetrifft, so hat die erstgenannte Quelle 1292, doch spricht gegen dieses Jahr zu deutlich die oben zum 11. Juli agf. Urkunde ebenso wie verschiedene im Winter von Heinrich V. ausgestellte Urkunden, das Datum um Martini haben beide oben angef. Quellen. Gegen die traditionelle und durch Stenzel (schles. Gesch. S. 111) bestätigte Annahme, der Herzog habe damals in der offenen Oder gebadet, spricht einerseits das Datum und die Jahreszeit, andrerseits die best. Angabe der älteren Quelle der Ann. Wratislav. maj. wo es deutlich heisst in balnea stuba; und auch die ausführliche Darstellung der Begebenheit in der chron. princ. Pol. zwingt nicht dazu, an ein Bad in der offenen Oder zu denken, wenn sie gleich, wie zugestanden werden muss, in gewisser Weise dazu induziren kann, und selbst Dlugosz (lib. VII. col. 868), der anscheinend eben nur jene Quelle ausschmückend wiedergiebt, aber allerdings das Ereigniss auf den 8. Oktober legt, sagt nur in balneo ad fluenta Odrae, berichtet aber dann doch von Lutko: balneum in quo dux lavabatur circumdat. Jedenfalls ist dann später die Annahme eines Bades in der Oder dem November zum Trotze die herrschende geworden. Ueber die Theilnehmer an Lutkos Verrath aus der Umgebung des Herzogs vgl. Oelsner in der schles. Zeitschrift I. 145.
Man wird eben nur den herzogl. Notar Ludwig mit einigem Grunde beschuldigen können. Der Name des Treuen, der, wie die Chron. princ. Pol. berichtet, mit seinem nackten Leibe seinen Herrn zu schützen suchte und so den Tod fand, hat sich nicht ermitteln lassen.

Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1886; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 3: Bis zum Jahre 1300. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.